Der Schriftsteller Drago Jančar ist einer der angesehensten und am meisten übersetzten slowenischen Autoren.
Er wurde in Maribor geboren, einer Stadt an der slowenisch-österreichischen Grenze, die später zum Schauplatz einiger seiner Romane über komplizierte menschliche Beziehungen in der bewegten Geschichte des 20. Jahrhunderts wurde. Er arbeitete als Journalist und nach seinem Umzug nach Ljubljana als Filmdramaturg und Redakteur in einem Verlag. Er wirkte an der Gründung der zentralen Zeitschrift slowenischer gesellschaftskritischer Intellektueller „Nova revija“ mit und wurde einer seiner Herausgeber und zentraler Mitarbeiter. In den Jahren 1987 bis 1991 setzte er sich als Präsident des Slowenischen Zentrums PEN für die Demokratisierung Sloweniens und Jugoslawiens bis zum endgültigen Bruch mit dem Einparteienregime ein.
Das Zentrum seines Schreibens sind Romane und Kurzgeschichten. Er schrieb auch eine Reihe von Dramen, die in vielen slowenischen und europäischen Theatern aufgeführt wurden. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts verfasste er international beachtete Essays zu europäischen kulturellen und politischen Themen. Später widmete er sich ausschließlich der Prosa, sodass in diesem Jahr sein zwölfter Roman erschien. Thematisch stehen die existentiellen Fragen der Menschen im Vordergrund, gesteuert einerseits von den unkontrollierbaren, nicht nachvollziehbaren Mechanismen der Geschichte, andererseits von ihrer eigenen Besonderheit. Manche bezeichnen ihn als „Seismologen der chaotischen Geschichte“, doch im Mittelpunkt seines Schreibens stehen die Schwankungen des Lebens und die Verflechtungen menschlicher Schicksale.
Seine Bücher wurden in 33 Sprachen übersetzt. Für seine Werke erhielt er viele bedeutende und internationale Auszeichnungen, darunter den Prešeren Preis für sein Lebenswerk, den Herder-Literaturpreis, den Französischen Preis für das beste ausländische Buch und den Jean Améry Preis für Essayistik. Viermal gewann er den Kresnik-Preis für den besten Roman des Jahres. 2020 erhielt er für sein Werk den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur
2003 Herder-Literaturpreis
Jean Améry Preis für Essayistik, Frankfurter Buchmesse, 2007
Hemingway-Preis, Lignano, Italien, 2009
Preis Le Prix Européen de Littérature Award, Straßburg, 2011
Preis Prix du Meilleur livre étranger (Preis für das beste ausländische Buch - To noč sem jo videl (Ich habe sie in dieser Nacht gesehen), Paris, 2014
Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur, Salzburg, 2020
Foto: Mankica Kranjec